Stadtmühle Willisau

Die Stadtmühle Willisau zählt zu den ältesten Gewerbebetrieben im Ort. Sie wurde zur Zeit der Stadtgründung um 1302 errichtet und im Laufe der Jahre immer wieder den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Bis 1988 wurde in der Stadtmühle noch Getreide gemahlen. Der heutige Altbau überstand den letzten grossen Stadtbrand von 1704. Einige Mauerteile, Laibungen und Balkenlagen stammen noch aus dem Mittelalter.

1302 bis 1585: Früheste Bausubstanz

Die Stadtmühle Willisau ist an die mittelalterliche Stadtmauer angebaut. Die Stadtmauer ist an der Westfassade immer noch erhalten. Die ältesten Mauerfragmente aus Bollensteinen stammen aus der Zeit der Stadtgründung von 1302. Möglicherweise sind diese Mauerfragmente sogar Überreste eines Gebäudefundamentes, welches bereits vor der Stadtgründung bestanden hatte und in die Stadtmauer integriert wurde.

Weitere Teile der Stadtmauer stammen aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Die Stadtmauer wurde in mehreren Etappen erweitert oder nach Zerstörungen und Stadtbränden wieder aufgebaut. Die Ostfassade wurde ebenfalls in dieser Zeit errichtet. Weitere Zeugen der Veränderungen aus dieser Zeit sind die diversen erstellten oder wieder zugemauerten Öffnungen in den massiven Mauern.

1585: Spätmittelalterliches Mühlengebäude

Der grösste Teil der heutigen Tragkonstruktion stammt aus dem Jahr 1585. Die beiden Obergeschosse wurden damals auf dem älteren Mauersockel eines Vorgängerbaues errichtet. Die Konstruktion ist eine Mischung aus einer für die damalige Zeit üblichen Ständer-Bohlen-Konstruktion und einer Fachwerkkonstruktion. Der Dachstuhl aus liegenden Bindern war für die damalige Zeit sehr modern, handelt es sich doch um die älteste Konstruktion dieser Art in der Region.

Die Stadtmühle und mit ihr ein Grossteil der Mühlegasse wurden als einzige Gebäude beim letzten grossen Stadtbrand von 1704 verschont. Sie gehört damit zu den ältesten Gebäuden der Altstadt. Ein Grossteil der Konstruktion der Stadtmühle hat über 400 Jahre überdauert und ist heute noch in gutem Zustand erhalten. Ebenso ist die damalige Stockwerk- und Raumaufteilung noch weitgehend erhalten. Das Erdgeschoss wurde schon in Vorgängerbauten als Mahlraum genutzt. Im 1. und 2. Obergeschoss befanden sich Wohn- und Ökonomieräume, das Dachgeschoss wurde vermutlich als Lagerraum genutzt.

1585 bis 1998: Diverse Umbauten und Anpassungen

Über die Jahrhunderte wurde das Mühlengebäude aus dem Jahr 1585 immer wieder den Anforderungen ihrer Zeit angepasst. Diverse kleinere und grössere Umbauten zeugen vom Auf und Ab im Müllereigewerbe. Nachdem das Gewerbe über lange Zeit ein sehr einträgliches war, begann im 19. Jahrhundert der Niedergang. Politische Veränderungen (Monopolverlust), Missernten, neue Verkehrs- und Transportmittel (Eisenbahn, Dampfschiffe) und neue technische Möglichkeiten (Walzmühlen, Elektromotoren) zwangen viele Betriebe aufzugeben. Die Stadtmühle Willisau überstand diese Umwälzungen.

Einen Einblick in diese oft schwierigen Zeiten ermöglicht die Chronik des Stadtmüllers  und damaligen Besitzers Jakob Beck-Hof. Er hatte beim Umbau der Mühle im Jahr 1918 in einem eisernen Stützrohr eine Flasche mit diversen Dokumenten aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts versteckt, diese Dokumente wurden bei der letzten Renovation entdeckt.

> Chronik Jakob-Beck Hof (1918)

Die Stadtmühle wurde 1952 letztmals mit modernen Maschinen ausgestattet. Nach dem Wegfall der in den Kriegsjahren eingeführten staatlichen Kontrolle wurde die Produktion von Mehl nach dem Jahr 1970 eingestellt. Nachdem noch einige Jahre Futtermittel produziert wurden, zog der Müllereibetrieb 1988 in eine moderne Produktionsanlage im Gewerbegebiet. Die Maschinen wurden demontiert und das Haus stand seither leer.

1998 bis 2002: Renovation und Erweiterung


Die Albert Koechlin Stiftung AKS erwarb 1998 das Haus um es einer neuen Nutzung zuzuführen. Eine lokale Arbeitsgruppe erarbeitete ein Nutzungskonzept für ein regionales Kulturzentrum. Basierend auf diesen Ideen wurde ein Projektwettbewerb unter fünf teilnehmenden Architektenteams ausgeschrieben. Als Sieger aus dem Wettbewerb ging 1999 das Willisauer Architekturbüro CAS Chappuis Aregger Solèr mit Ihrem Projekt „Phoenix“ hervor.

Das historische Mühlengebäude wurde umfassend saniert und mit einem zeitgemässen Anbau ergänzt. Mit grossem Respekt vor der historischen Bausubstanz wurden moderne Bau- und Gebäudeteile hinzugefügt. Es entstand eine architektonische Einheit, ein gleichberechtigtes Miteinander von Alt und Neu.
nach der Renovation

> Albert Koechlin Stiftung
> CAS Chappuis Aregger Solèr Architekten AG

2002 bis 2015: Regionales Kulturzentrum

Die Stiftung Stadtmühle Willisau betrieb von 2002 bis 2015 in der Stadtmühle ein regionales Kulturzentrum, welchem eine Künstler-Atelierwohnung angegliedert war. Das Atelier wurde durch eine Jury an internationale Künstlerinnen und Künstler zu Stipendienaufenthalten von bis zu drei Monaten vergeben.

Das Kulturzentrum verstand sich als gesellschaftlich engagiertes Haus mit eigenem Programm, aber auch als Kooperationspartner und Drehscheibe für Projekte regionaler Kulturschaffender. Das Programm bot Kultur auf der Landschaft mit Ausstellungen visueller Kunst, Veranstaltungen literarischer und musikalischer Art. Zudem leistete es einen Beitrag an Fragestellungen regionaler Identität und förderte das Bewusstsein für ein gelingendes Zusammenleben von Stadt und Land. Daneben arbeitete es mit kulturell engagierten Personen, Institutionen und Vereinen der Region zusammen, wie zum Beispiel Jazz in Willisau.

Ende 2015 wurde der Betrieb des Kulturzentrums in der Stadtmühle eingestellt. Die Albert Koechlin Stiftung engagiert sich in Willisau weiterhin mit dem Betrieb der Musikinstrumentensammlung Willisau welche in die ehemaligen Druckereiräume des Willisauer Boten umgezogen ist.

> Musikinstrumentensammlung Willisau
> Albert Koechlin Stiftung

Ab 2016: Ein Haus für Innovation und Kultur

Die Stadtmühle Willisau wird ab 2016 als Haus für Innovation und Kultur betrieben. Das Haus als lebendiges Stück Willisauer Geschichte bleibt für die Öffentlichkeit benutzbar und erlebbar. Es ist ein Treffpunkt für innovative Köpfe einerseits, und kann andererseits weiterhin als Ort für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden.

Ein Haus für Innovation

Das Haus beherbergt Firmen und Organisationen welche neue Ideen entwickeln, schwergewichtig im Bereich nachhaltiger Nutzung von Ressourcen. Insbesondere sind dies junge Menschen aus aller Welt mit Unternehmergeist und Motivation, die einen Beitrag zur Lösung der Probleme im Bereich Wasser und Siedlungshygiene oder im Bereich der nachhaltigen Lebensmittelwirtschaft leisten wollen. In der Stadtmühle Willisau werden ihnen Ausbildung, Beratung und Vernetzung unter Start-ups angeboten.

> Innovation Lab in der Stadtmühle Willisau 

 

Ein Haus für Kultur

Kulturelle Veranstaltungen in der Stadtmühle WillisauIn Zusammenarbeit mit Veranstaltern und Kulturschaffenden aus der Region sollen auch weiterhin kulturelle Aktivitäten in der Stadtmühle Willisau stattfinden. Die verschiedenen Räume der Stadtmühle Willisau können für Veranstaltungen aller Art gemietet werden.

> Events in der Stadtmühle Willisau